25. Januar 2023 | Ratgeber

Was sind Gefahrgüter?

Was versteht man unter Gefahrgüter?

Stoffe und Gegenstände, von denen aufgrund ihrer Natur, ihrer Eigenschaften oder ihres Zustandes im Zusammenhang mit der Beförderung Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung, v. a. für die Allgemeinheit, für wichtige Gemeinschaftsgüter, für Leben und Gesundheit von Menschen, Tieren und Sachen ausgehen können.

Was ist der Unterschied zwischen Gefahrgut und Gefahrstoff?

Gefahrstoffe sind gefährliche Stoffe, die gelagert oder gebraucht werden. Gefahrgüter hingegen sind gefährliche Güter, die ausserhalb eines Gebäudes von A nach B transportiert werden. Im Prinzip werden Gefahrenstoffe (solche die transportiert werden dürfen) beim Transport zu Gefahrgüter.

Beispiele Gefahrstoffe (GHS – Global harmonisiertes System):

Beispiele Gefahrgüter und Bedeutung der Symbole aufgeteilt in Gefahrgutklassen:

Interview mit Rolf Neeracher:

Unser Linehaul Manager hat eine Ausbildung zum Gefahrgutbeauftragten absolviert und darf selbst Gefahrgüter befördern. Als Gefahrgutbeauftragter ist er persönlich für die Ausbildung von Mitarbeitenden, den korrekten Umgang und für die Entsorgung von Gefahrgut zuständig. Ausserdem ist er für die Beurteilung, ob etwas durch DPD geliefert werden kann oder nicht, verantwortlich.

 

Beri: «Hi Rolf! Kannst du uns kurz das Wort Gefahrgüter in eigenen Worten erläutern?»

Rolf: «Hi Beri! Gefahrgüter sind Flüssigkeiten und Waren, welche für die Umwelt (Flora und Fauna) und Gesellschaft gefährlich bis tödlich sind.»

 

Beri: «Was sind UN-Nummern bei Gefahrgütern

Rolf: «Alle Gefahrenstoffe und Gefahrgüter haben eine eigene UN-Nummer. Die UN-Nummer, auch Stoffnummer genannt, ist eine vierstellige Zahl zur Kennzeichnung von Stoffen oder Waren mit gleichen Eigenschaften, für die Beförderung gefährlicher Güter. So kann über diese Nummer der Stoff oder Gegenstand eindeutig bestimmt und wichtige Informationen über die Gefahren entnommen werden. Die UN-Nummer ist direkt auf dem Label auf der Verpackung ersichtlich. Um ganz sicher zu gehen, liest man am besten im Sicherheitsdatenblatt nach.»

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Beri: «Was bedeutet ADR und was hat dies mit den Gefahrgütern zu tun?»

Rolf: «Die ADR gibt es seit 1957, seit 2021 bedeutet es «Agreement concerning the international carriage of dangerous goods». Das ist eine internationale Abmachung zur Beförderung von Gefahrgütern auf der Strasse und hat aktuell 54 Mitgliedstaaten. Dort werden verschiedene Regeln festgelegt. Das Schweizer Gesetz zur Umsetzung des ADR auf Schweizer Strassen ist im SDR festgelegt. Das ADR/SDR gilt jedoch nur für den Strassentransport, andere Verkehrsträger (Flugzeug, Schiff, Bahn) verfügen über eigene Verordnungen und Regularien.

 

Beri: «Warum können wir eigentlich Gefahrgut nur in begrenzter Menge befördern?»

Rolf: «Um Gefahrgut über den als begrenzte Menge festgelegten Limiten zu transportieren, benötigt man separate Ausrüstungen, sowie spezielle Ausbildungen und Fahrzeugversicherungen, welche wir nicht haben. Solche, die die Gefahrgüter transportieren dürfen, müssen zudem bei jeder Lieferung ein Beförderungspapier mitgeben, welches bei uns entfällt.»

 

Beri: «Und weshalb können wir gewisse Gefahrgüter auch nicht in limitierter Menge (LQ) befördern?»

Rolf: «Hier müssen wir zwei Sachen unterscheiden. Es gibt Stoffe, welche nicht zur Beförderung als LQ zugelassen sind. Hierzu gehören zum Beispiel einzelne Kosmetikprodukte, Feuerwerke oder Lithium-Ionen-Akkus, wenn diese eine gewisse Kapazität überschreiten. Darüber hinaus gibt es noch Stoffe, die wir nach den ADR-Vorschriften befördern dürften, jedoch aufgrund einer Risikobeurteilung in unseren AGB ausschliessen. Hierzu gehören ansteckungsgefährliche Stoffe, flüssigkeitsgefüllte Batterien und Feuerzeuge.»

Gefahrgut in begrenzten Mengen (LQ – Limited Quantity):

 

Beri: «Was passiert, wenn wir bei DPD etwas entdecken, das nicht befördert werden darf?»

Rolf: «Als erstes wird das Paket an diesem Ort, wo es sich befindet, gestoppt. Danach werden die zuständigen Salesmitarbeitenden informiert. Sie kontaktieren dann die Empfänger:innen oder Versender und teilen ihnen mit, dass sie die Möglichkeit haben, das Paket bei uns abzuholen. Wird es nicht abgeholt, so wird es auf Kosten der Versender entsorgt.»

 

Beri: «Wie werden dann die defekten oder nicht abgeholten Pakete entsorgt?»

Rolf: «Anhand des Sicherheitsdatenblatts (SBD) suche ich eine spezialisierte Entsorgungsfirma und gebe es dort in Auftrag. Beim Sicherheitsdatenblatt handelt es sich um wichtige Informationen über Kennzeichnungen, Gefahren, Handhabung, Lagerung, Transport, Entsorgung und sichere Arbeitsbedingungen eines bestimmten chemischen Stoffes/Gemisches. Mehr dazu gibt’s hier

 

Beri: «Ist es schon mal vorgekommen, dass wir nicht bemerkt haben, dass Gefahrgüter transportiert wurden?»

Rolf: «Das sogenannte versteckte Gefahrgut oder aber auch Gefahrgut, dass wir nicht befördern dürfen, ist ein grosses Problem im Paketversand und kommt leider immer wieder vor. Hier werden Menschen, meistens unbewusst - teilweise aber auch bewusst, einem Risiko von ernsthaften Verletzungen ausgesetzt, indem aus Unwissenheit oder um Kosten zu sparen Markierungen an Paketen weggelassen werden oder einfach nicht abgeklärt wird, ob ein Versand als Paket überhaupt zugelassen ist. Diese Abklärungen sind eine Pflicht des Versenders, eine Nichteinhaltung dieser Pflichten kann zu hohen Bussen führen.»

 

Beri: «Möchtest du uns sonst noch etwas mitteilen?»

Rolf: «Die Gefahrgüter-Thematik ist sehr komplex. Wichtig erscheint mir, dass das Gefahrgutrecht nicht nur bei der Arbeit, sondern auch für Privatpersonen gilt, sich aber eigentlich sehr wenige darauf achten. Der Transport des privaten Einkaufs nach Hause z.B. mit ätzenden Abflussreiniger und Desinfektionsmittel ist in der Regel kein Problem. Problematisch wird es dann, wenn man bspw. ein grosses Fass mit Diesel für den Betrieb eines Notstromaggregates am Fussballfest des Juniors oder mehrere Propanflaschen für den Grill an diesem Fest befördert werden sollte oder man mit mehreren batteriebetriebenen Geräten, wie zum Beispiel E-Bikes, verreisen möchte. Hierfür gibt es aber im Internet Quellen, welche umfangreich darüber informieren.»

 

Vielen Dank, Rolf!