30. September 2019 | Servicetipps

Onlineshopping im Ausland: Ein echtes Schnäppchen oder Risiko?

Größere Auswahl, günstigere Preise: Knapp zwei Drittel (66 Prozent) der deutschen Onlinekäufer waren schon einmal in einem ausländischen Onlineshop auf Schnäppchenjagd. Besonders beliebt sind Kleidung und Elektronikartikel wie Smartphones, Spielekonsolen oder Kopfhörer – gerade asiatische Onlineshops locken hier oft mit besonders günstigen Angeboten.

Doch die vermeintlichen Schnäppchen haben oft unangenehme Konsequenzen. Denn während sich Einkäufer in europäischen Onlineshops auf die EU-weit gültigen Richtlinien für Verbraucherrechte verlassen und beispielsweise ein 14-tägiges Rückgaberecht geltend machen können, sind beim Einkauf in außereuropäischen Shops keine einheitlichen Regelungen gegeben. Sechs von zehn Kunden (60,5 Prozent), die in einem Onlineshop im Ausland bestellt haben, berichten von Problemen: Zu den größten Beanstandungen gehören falsche oder mangelhafte Artikel, zu spät oder gar nicht erhaltene Ware sowie fehlende Möglichkeiten, mit dem Händler Kontakt aufzunehmen.

Worauf Sie achten sollten

Immer wieder sind sich Onlinekäufer gar nicht darüber bewusst, dass sie nicht in einem deutschen Shop einkaufen. Der Grund: Die Adressendung .de wird als tatsächlicher Geschäftssitz in Deutschland gedeutet. Die Top-Level-Domain sagt jedoch nichts darüber aus, wo der Händler seinen Shop betreibt. Informieren Sie sich deshalb unbedingt im Impressum der Shop-Website, wo Ihre Ware herkommt. Ist das Impressum unvollständig oder gibt es sogar überhaupt kein Impressum, sollten Sie den Shop lieber meiden. Auch die Widerrufsbelehrungen und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen müssen den Sitz eines Händlers ausweisen. In der EU müssen Käufer beiden aktiv zustimmen. Fehlen Widerrufsbelehrung oder AGB, handelt es sich mit Sicherheit um einen Shop außerhalb der EU.

Prüfen Sie außerdem die angegebenen Kontaktmöglichkeiten. Sind entsprechende Daten hinterlegt? Lässt sich auf diesem Weg auch tatsächlich eine Person erreichen, die Ihnen weiterhelfen kann? Außerdem lohnt es immer, Erfahrungsberichte anderer Kunden zu recherchieren. So können Sie abschätzen, was Sie erwartet.

Woran Sie bei Käufen im Nicht-EU-Ausland denken sollten

Für Zoll und Einfuhrumsatzsteuer können zusätzliche Kosten anfallen. Ausschlaggebend ist der Gesamtwert der Sendung, d.h. der Warenwert und die Versandkosten: Liegen beide zusammengerechnet unter 22 Euro, fällt kein Zoll an. Zollfrei, jedoch mit sieben bzw. 19 Prozent einfuhrsteuerpflichtig sind Sendungen mit einem Gesamtwert zwischen 22 und 150 Euro. Ab 150 Euro Sendungswert wird zusätzlich eine Zollgebühr fällig. Wie hoch diese ausfällt, hängt von der Art der importierten Ware ab. Informieren Sie sich deshalb vor Ihrem Kauf beim nächstgelegenen Zollamt.

Ihre Ware wird nur dann zu Ihnen nach Hause geliefert, wenn der Verkäufer eine vollständige Zollerklärung ausgefüllt hat. Andernfalls landet die Sendung im nächstgelegenen Zollamt und Sie müssen die fehlenden Informationen nachliefern, um Ihr Paket auszulösen.

Mitunter bekommen Sie Ihr Paket auch gar nicht ausgehändigt. Gerade Elektronikartikeln in asiatischen Shops fehlt oft die technische Kompatibilität oder die CE-Kennzeichnung. Da diese jedoch als Nachweis der Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen der EU dient, kann der Zoll die Einfuhr potenziell gefährlicher Artikel verweigern. Ähnlich verhält es sich mit verdächtig günstigen Markenartikeln: Hier handelt es sich oft um Produktfälschungen – und der Kauf ist strafbar. Im besten Fall vernichtet der Zoll die Ware, im schlechtesten müssen Sie Ihre Unschuld beweisen. So kann das vermeintliche Schnäppchen schnell zur Kostenfalle werden.

Bei Onlinekäufen im europäischen Ausland trägt der Händler meist die Kosten für Retouren. Im Nicht-EU-Ausland können Sie sich nicht auf diese Kulanz verlassen. Und die Rücksendung kann, je nach Sitz des Händlers, ziemlich teuer werden. Informieren Sie sich deshalb vor dem Kauf über Kosten und Rücksendebedingungen.

Fazit: Die abweichende Rechtslage in Nicht-EU-Onlineshops außerhalb der EU bietet Kunden einen geringeren Verbraucherschutz als bei Käufen innerhalb der EU. Sie laufen als Kunde also Gefahr, am Ende für ihr Schnäppchen noch draufzuzahlen. Wer sich jedoch gut über Shop und Lieferkonditionen informiert, kann in Nicht-EU-Onlineshops aber durchaus Geld sparen.